Morbus Sjögren
Passende Episode aus "Aktuelles aus der Rheumatologie"
In meinem Podcast diskutiere ich mit Dr. Christian Maté über die neuesten Entwicklungen in der Rheumatologie.
Was ist ein Morbus Sjögren?
Unter Morbus Sjögren versteht man eine Autoimmunerkrankung, die sich vorwiegend durch „Trockenheit“ der Schleimhäute äußert. Konkret bemerken die Patient*innen - und es handelt sich dabei vorwiegend um Frauen - ein Fremdkörpergefühl in den Augen und einen trockenen Mund. Ursache ist eine durch das fehlgeleitete Immunsystem bedingte Entzündung und letztlich eine Zerstörung der kleinen Speicheldrüsen mit einem Rückgang der Tränenflüssigkeit und des Mundspeichels.
Gibt es außer dem Befall der kleinen Speicheldrüsen weitere klinische Erscheinungsformen?
Der Morbus Sjögren kann - muss allerdings nicht - Gelenke, als auch innere Organe „befallen“. Dies kann sich in Gelenksschwellungen, aber auch u.a. in Form einer Entzündung des Lungengewebes, der Nieren bis hin zu Nervenentzündungen äußern.
Wie macht sich ein Morbus Sjögren bemerkbar?
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Je nach Erscheinungsform bemerkt der/die Patient/Patientin nur ein Fremdkörpergefühl der Augen und/oder eine Mundtrockenheit bzw. eine Scheidentrockenheit.
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Gelenksschmerzen mit und ohne Gelenksschwellungen sind bei einem Teil der Betroffenen im Vordergrund.
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Eine ausgeprägte Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit ist häufig, allerdings nicht spezifisch bei Morbus Sjögren.
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Lymphknotenvergrößerungen müssen unbedingt abgeklärt werden.
Welche Komplikationen gibt es?
Wirkliche Komplikationen entstehen hauptsächlich, weil die Krankheit zu spät erkannt oder unzureichend behandelt wird und dadurch unwiederbringliche Zerstörungen bzw. Funktionseinschränkungen innerer Organe auftreten.
Diagnose eines Morbus Sjögren
Zur Diagnosestellung eines Morbus Sjögren bedarf es der Zusammenarbeit mehrerer Fachärzt*innen. Neben der klinischen Untersuchung durch Rheumatolog*innen kommt der Labordiagnostik ein hoher Stellenwert zu. So sind die Autoimmunparameter ANA (Antinukleäre Antikörper) sowie die sogenannten Ro- und La- Antikörper zumeist nachweisbar. Augenärzt*innen bestätigen die verminderte Tränenflüssigkeit. In Einzelfällen ist eine Lippenbiopsie durch einen HNO-Arzt notwendig, um mittels Mikroskopie die immunologisch bedingte Entzündung der kleinen Speicheldrüsen zu bestätigen.
Behandlung des Morbus Sjögren
Die Behandlung des Morbus Sjögren richtet sich ganz danach, ob innere Organe und/oder Gelenke entzündet sind. Sollte dies nicht der Fall sein, wird lediglich die verminderte oder fehlende Tränenflüssigkeit mittels Augentropfen ersetzt. Im Falle einer Gelenksentzündung kommen wie in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis Basistherapeutika zum Einsatz (siehe Behandlung der RA). Bei Entzündungen der Lunge, der Niere oder Nerven sind Immunsupressiva notwendig.
Was auf keinen Fall gegeben bzw. gemacht werden soll
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Die langfristige Gabe von Kortison in Tablettenform
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Keine regelmäßigen Kontrollen beim/bei der Augenarzt/Augenärztin und beim/bei der Rheumatologen/Rheumatologin
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Lymphknotenschwellungen ignorieren
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Auf die regelmäßige Zahnhygiene vergessen, da der fehlende Speichel die Kariesbildung fördert
Prognose
Der Verlauf des Morbus Sjögren ist primär nicht vorhersehbar und die Prognose hängt ganz davon ab, ob und welche Organe betroffen sind. Bei frühzeitigem Erkennen und unmittelbaren Behandlungsbeginn können - bei Entzündung von Gelenken und inneren Organen-Spätschäden zumeist verhindert werden.
Was können Sie selbst bei einem Morbus Sjögren tun?
Rauchen einstellen: ganz wichtig ist, dass Sie im Falle, dass Sie Raucher/Raucherin sind dies unmittelbar komplett einstellen, da Rauchen eine Reihe von potentiellen Komplikationen wie das vermehrte Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen weiter erhöht.
Regelmäßige Kontrollen beim/bei der Augenarzt/Augenärztin und zumindest 2 x jährlich Zahnhygiene.
Zum Schluss die gute Nachricht
Bei einem Großteil der Patient*innen mit Morbus Sjögren besteht lediglich eine Trockenheit der Schleimhäute, ohne dass eine Entzündung innerer Organe auftritt und in diesem Fall bedarf es keinerlei medikamentöser Therapie. Rheumatologische Kontrollen zur Sicherstellung, dass kein „Fortschreiten der Erkrankung“ eingetreten ist, sind wichtig. Sollte es dennoch zur Entzündung innerer Organe kommen so gibt es bereits heute eine Vielzahl wirksamer Therapiemöglichkeiten.