Rheumatoide Arthritis
Passende Episode aus "Aktuelles aus der Rheumatologie"
In meinem Podcast diskutiere ich mit Dr. Christian Maté über die neuesten Entwicklungen in der Rheumatologie.
Was ist eine rheumatoide Arthritis?
Die “rheumatoide Arthritis” (RA) gehört zur Gruppe der entzündlichen rheumatischen Erkrankungen und wurde früher auch als “chronische Polyarthritis” bezeichnet. Obwohl bei vielen Betroffenen ausschließlich oder hauptsächlich die Gelenke befallen sind, handelt es sich bei der RA doch um eine Systemerkrankung, bei der selten auch ein Organ oder Organsystem befallen sein kann.
Die entzündlichen Gelenksveränderungen greifen von der zunächst befallenen Gelenksinnenhaut (Synovia) auf die benachbarten Strukturen über und führen zu den typischen Symptomen einer Gelenksentzündung:
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Schmerzhaftigkeit
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Schwellung
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Bewegungseinschränkung (bei fortgeschrittener Erkrankung)
Die RA beginnt zumeist schleichend mit Schmerzen und Schwellungen in einzelnen Gelenken, besonders häufig im Bereich der Grund- und Mittelgelenke der Finger oder der Zehengrundgelenke. Gelegentlich kann aber auch die Schwellung eines einzelnen größeren Gelenks, wie etwa des Kniegelenks, am Beginn der Erkrankung stehen. Ein typisches Merkmal der RA ist die morgendliche Steifigkeit der Gelenke. Oft zeigt sich auch ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
In Österreich und den meisten westlichen Ländern sind mehr als 0,6% der Bevölkerung von RA betroffen – man kann also von etwa 50.000 Erkrankten in Österreich ausgehen. Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter (auch bei Kindern!) auftreten, sie beginnt jedoch zumeist zwischen dem 35. und dem 45. Lebensjahr. Etwa 5% der Patient*innen sind jünger als 16 Jahre. Diese sogenannte juvenile Form der RA unterscheidet sich in Verlauf und Therapie von der RA des Erwachsenen. Auch die Altersform der RA hat ihre Besonderheiten.
Die Ursache der RA ist nach wie vor unklar. Sicher ist, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das bedeutet, dass bestimmte körpereigene Abwehrzellen beginnen, körpereigenes Gewebe anzugreifen und entzündliche Reaktionen auszulösen. Dieser Prozess spielt sich zunächst in der Gelenksinnenhaut ab, die im weiteren Verlauf neues, aggressives Gewebe, den sogenannten Pannus, bildet. Dieser kann – wenn die Erkrankung nicht behandelt wird – in Knorpel und Knochen einwachsen und diese Gewebe zerstören. Das kann zu schwersten Gelenksveränderungen mit Verformung und kompletter Versteifung führen.
Diagnose einer rheumatoiden Arthritis
Im Frühstadium der Erkrankung ist es manchmal schwierig, eine rheumatoide Arthritis (RA) eindeutig zu diagnostizieren, da es keine spezifischen Symptome gibt, die nicht auch bei anderen Krankheiten auftreten könnten. Hier kommt der klinischen Untersuchung ein ganz wichtiger Beitrag zu. Es ist aber wichtig, die RA möglichst früh zu diagnostizieren, denn je früher eine Diagnose gestellt wird, desto früher kann mit der Therapie begonnen werden und desto weniger bleibende Gelenksschäden sind zu befürchten. Die Diagnose sollte deshalb unbedingt von einem/r erfahrenen Rheumatologen/Rheumatologin gestellt werden.
Zu den wichtigsten Untersuchungsmethoden gehören:
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Patient*innengeschichte (Anamnese): Hier werden Art und Dauer der Beschwerden, frühere Erkrankungen und verschiedene wichtige Hintergrundinformationen besprochen.
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Körperliche Untersuchung: Sie gibt einen ersten Überblick über den aktuellen Status, zeigt, welche Gelenke geschwollen sind und wo Schmerzen und eventuelle Bewegungseinschränkungen bestehen.
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Ultraschalluntersuchung und/oder Magnetresonanz-Tomographie mit Kontrastmittel: Sie geben genaueren Aufschluss über Flüssigkeitsansammlungen und Entzündungen im Gelenk und helfen, die umliegenden Weichteile zu beurteilen. Diese Untersuchungen können die Diagnosefindung unterstützen, ersetzen allerdings nie die klinische Untersuchung und dürfen alleine keinesfalls zur Therapieentscheidung herangezogen werden.
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Röntgenuntersuchung: Sie bildet vor allem die knöchernen Anteile des Gelenks ab und zeigt, ob bereits Gelenkszerstörungen vorliegen. Kontrollröntgen nach einiger Zeit dienen dazu ein Fortschreiten der Erkrankung bzw. ein Auftreten oder eine Zunahme der Gelenkszerstörungen auszuschließen bzw. nachzuweisen.
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Labortests:
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Der CRP-Wert ist ein Hinweis auf Vorliegen einer Entzündung, es gibt allerdings Patient*innen mit einer Vielzahl entzündeter Gelenke ohne einem erhöhten CRP-Wert.
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Der Nachweis von Rheumafaktoren ist insbesonders bei hohen Werten über 50 IU/ml unterstützend für die Diagnose eine rheumatologischen Erkrankung, kann allerdings im höheren Alter auch unspezifisch gering erhöht sein.
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CCP-Antikörper sind insbesonders bei hohen Werten von diagnostischer Bedeutung, da sie als für eine RA weitgehend spezifisch betrachtet werden.
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Gelenkspunktion: Sie ermöglicht einerseits die Entlastung geschwollener Gelenke und andererseits kann durch Einbringen von kristallinem Kortison auch gezielt eine entzündungshemmende lokale Behandlung erfolgen. Wichtig ist hier die gewonnene Gelenksflüssigkeit genau untersuchen zu lassen, da hierin wichtige Informationen enthalten sind!
Behandlung von rheumatoider Arthritis
Ist die Diagnose RA einmal gestellt, muss rasch ein individuell zugeschnittener Behandlungsplan erstellt werden. Bei den allermeisten Patient*innen ist es heutzutage möglich mit einer gezielten und frühzeitigen Behandlung das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und eine normale Lebensqualität ohne Schmerzen und Schwellungen zu erreichen. Einmal erfolgte Gelenksschäden bzw. -zerstörungen sind jedoch nicht rückgängig zu machen.
Das Hauptziel einer optimalen Therapie der RA besteht daher darin, die Entzündung so früh und so komplett wie möglich zu unterdrücken. Wenn dies gelingt, geht die Schwellung zurück, die Morgensteifigkeit verschwindet und die Gelenke werden schmerzfrei und können wieder normal belastet werden. Auch das Fortschreiten der Gelenkszerstörungen ist damit gebannt.
Die moderne Rheumatologie versucht, diesem Ziel mit einer Reihe von Medikamenten möglichst nahe zu kommen. Darüber hinaus gehören zu einer umfassenden Therapie der RA aber weitere Maßnahmen, wie etwa Physikalische Therapie, Krankengymnastik und Ergotherapie.
Die Folgen einer ungenügenden Behandlung können schwerwiegend sein. Da die Krankheit mehr oder weniger ungehindert fortschreitet, nehmen auch die Gelenksschwellungen zu. Das führt zu zunehmenden Bewegungseinschränkungen und damit zu einem generellen Bewegungsmangel, da die meisten Betroffenen verständlicherweise versuchen, sich möglichst schonend und wenig zu bewegen. Muskel- und Knochenschwund (Osteoporose) können die Folge sein. Im Weiteren kann es auch zu nicht mehr korrigierbaren Fehlstellungen der Gelenke kommen. Am Ende dieses Prozesses können komplette Gelenksversteifungen und -zerstörungen stehen.
Medikamente sind zwar eine entscheidende Säule der erfolgreichen RA-Therapie, aber sie allein genügen nicht. Eine chronische Krankheit wie die RA erfordert eine tragfähige Beziehung zwischen Ärzt*innen und Patient*innen. Dabei handelt es sich um eine langjährige Partnerschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen beruhen sollte. Die medikamentöse Therapie muss immer wieder der aktuellen Situation und dem medizinischen Fortschritt angepasst werden; und auch die diversen Begleitmaßnahmen bedürfen einer laufenden Überprüfung. Schließlich muss auch auf besondere Situationen (siehe unter “Leben mit RA”) entsprechend eingegangen werden.
Medikamente gegen rheumatoide Arthritis
Grundsätzlich ist zwischen zwei Prinzipien bei der medikamentösen Therapie der RA zu unterscheiden: Basistherapie und Symptombekämpfung.
Die Basistherapie verfolgt den Zweck, langfristig den Entzündungsprozess zu bremsen bzw. aufzuhalten und so Gelenkszerstörungen zu verhindern. Es gibt eine Reihe von Basistherapeutika, die alle in den immunologischen Entzündungsprozess eingreifen. Die am häufigsten verwendeten Basistherapeutika sind neben Methotrexat auch Sulfasalazin und Leflunomid.
Wichtig ist, Folgendes über diese Basistherapeutika zu wissen:
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Keines dieser Medikamente hat einen direkt schmerzstillenden Effekt.
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Bis zum Wirkungseintritt vergehen zumeist mehrere Wochen oder sogar Monate.
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Diese Medikamente sind als Langzeittherapie über viele Jahre bzw. „lebenslang“ gedacht.
Ein zusätzlicher Ansatz in der Basistherapie der RA sind die sogenannten Biologika. Darunter versteht man seit mehreren Jahrzehnten im Einsatz befindliche, biotechnologisch hergestellte Substanzen, die gezielt bestimmte Schlüsselfaktoren des chronischen Entzündungsprozesses blockieren. Eine Reihe dieser Biologika hemmt den entzündungsfördernden Botenstoff TNF-alpha. Dazu zählen die Substanzen Infliximab, Etanercept, Adalimumab, Golimumab und Certilizumab pegol. Tocilizumab entfaltet seine Wirkung über Blockade des Interleukin-6 Botenstoffes. Das Biologikum Abatacept hemmt die sogenannte Co-Zellstimulation, das heißt es blockiert die Aktivierung von Immunzellen. Bei Rituximab handelt es sich um einen Antikörper gegen B-Zellen, also jene Zellen, die unter anderem den Rheumafaktor produzieren und eine ganz entscheidende Rolle im Entzündungsgeschehen bei der RA spielen. Wichtig ist darauf hinzuweisen, dass Biologika ausnahmslos erst nach Nichtansprechen bzw. bei Unverträglichkeit von Methotrexat zum Einsatz kommen sollen!
Der Verabreichungsmodus der Biologika ist unterschiedlich. Infliximab und Rituximab werden als Infusion gegeben. Etanercept, Adalimumab, Golimumab, Certilizumab, Abatacept und Tocilizumab verabreicht man subkutan, so dass auch eine Selbstinjektion möglich ist. Tocilizumab kann alternativ auch als Infusion einmal im Monat verabreicht werden. Biologika sind derzeit Patient*innen vorbehalten, die auf klassische Basistherapeutika wie z.B. Methotrexat nicht ausreichend ansprechen.
Was ist bei der Gabe von Biologika zu beachten und wie sieht es mit dem Sicherheitsprofil aus?
Biologika sollten gemeinsam mit Methotrexat oder einem anderen Basistherapeutikum gegeben werden. Eine Vielzahl von Untersuchungen konnte zeigen, dass die alleinige Gabe von Biologika (ohne Methotrexat) einer alleiniger Methotrexat-Therapie nicht überlegen ist und dass die Kombination eines Biologikums gemeinsam mit einer geringen Dosis von Methotrexat die allerbesten Erfolge aufwies. Vor Beginn jeder medikamentösen Behandlung muss der/die Patient/Patientin ausführlich über das Medikament informiert und ein gemeinsamer Therapieplan entworfen werden. Mit Hilfe eines Lungenröntgens und eines sogenannten Quantiferontests (im abgenommenen Blut) wird sichergestellt, dass keine Tuberkulose vorliegt. Auch andere Infektionen müssen ausgeschlossen werden. Bei Fieber sollte das Medikament auf keinen Fall verabreicht, sondern umgehend mit dem/der behandelnden Rheumatologen/Rheumatologin Kontakt aufgenommen werden. Deshalb ist die durchgehende Erreichbarkeit des/der behandelnden Rheumatologen/Rheumatologin besonders wichtig.
Die zu erwartenden Vorteile und potenziellen Risiken (Infektionen) einer Biologika-Therapie müssen vor Beginn der Behandlung sorgfältig abgewogen werden. Die Entscheidung zur Behandlung wird von Patient/Patientin und Arzt/Ärztin gemeinsam getroffen.
Was sind Biosimiliars?
Biosimiliars sind „Nachbauprodukte“ der Biologika. Ihre Wirkung und ihre Nebenwirkungen entsprechen denen der Originalbiologika.
Welches Biologikum ist das Beste bzw. das Sicherste?
Obwohl die einzelnen Biologika zum Teil über völlig verschiedene Ansätze ihre Wirkung entfalten, haben Vergleichsstudien gezeigt, dass „auf Gruppenebene“ alle Biologika über mehr oder weniger gleiche Wirksamkeit und über ein gleiches Nebenwirkungsprofil verfügen. Die Entscheidung, welches Biologikum als Erstes zum Einsatz kommen soll, muss somit gezielt individuell und in Übereinstimmung zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin erfolgen.
Welche Alternativen gibt es, wenn das Biologikum versagt hat?
Spätestens drei bis vier Monate nach Beginn einer Biologikatherapie muss der/die Rheumatologe/Rheumatologin beurteilen, ob der/die Patient/Patientin auf dieses Biologikum anspricht oder nicht. Ist dies nicht der Fall, so soll auf ein anderes Biologikum „gewechselt“ werden.
Was sind JAK-Inhibitoren?
Seit einigen Jahren sind die sogenannten „small molecules“ oder JAK-Inhibitoren zur Behandlung der RA zugelassen. Es handelt sich dabei um eine neue Medikamentengruppe, die ebenfalls in das Entzündungsgeschehen, aber an einer anderen Stelle der Prozesse, gezielt eingreift. Während Biologika entzündungsfördernde Botenstoffe außerhalb der Zellen binden bzw. ihr Andocken an ihre Bindungsstellen an die Zellen blockieren, hemmen JAK-Inhibitoren die Signalübertragung von entzündlichen Abläufen innerhalb der Zellen. Anders als die Biologika können diese Substanzen als Filmtabletten eingenommen werden. Bisher vorliegende Studienergebnisse zeigen für die „small molecules“ im Vergleich zu Biologika ähnliche Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofile. Bezüglich der Sicherheit hat allerdings eine Studie mit Risikopatient*innen für das Auftreten von kardiovaskulären Eregnissen gezeigt, dass zumindest in in dieser Patient*innengruppe „small molecules“ mit einem höheren Sicherheitsrisiko insbesonders für das vermehrte Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen, Krebserkrankungen und venösen Thrombosen behaftet sind. Daraus resultierend erfolgte ein „warning“ sowohl der europäischen als auch der amerikanischen Arzneimittelbehörde für alle JAK-Inhibitoren. Der primäre Einsatz von JAK-Inhibitoren nach Versagen von Methotrexat sollte in dieser Patient*innengruppe daher nicht erfolgen.
Aus den beschriebenen Eigenschaften der Basistherapeutika geht hervor, dass oftmals neben der Basistherapie noch eine symptomatische Therapie erforderlich ist. Auch dafür gibt es wiederum zwei Möglichkeiten. Einerseits wird in bestimmten Situationen die Gabe von Kortison notwendig sein. Kortison ist ein körpereigenes Hormon mit stark entzündungshemmenden Eigenschaften, das bei vielen rheumatischen, aber auch bei einer Reihe von anderen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt wird. Bei der RA ist es zur kurzzeitigen Beherrschung entzündlicher Schübe gut geeignet, nicht jedoch als Langzeit- oder Dauertherapie. Kortisonpräparate werden bei RA zumeist oral eingenommen.
Weiters werden zur Symptombekämpfung sogenannte nicht-steroidale (also kortisonfreie) Antirheumatika (NSAR) eingesetzt, von denen es eine Fülle gibt, wie z.B. Diclofenac, Ibuprofen und viele andere. Auch diese Medikamente werden oral genommen. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzstillend.
Sowohl für Kortison als auch für NSAR gilt, dass sie zwar den Entzündungsprozess und die damit verbundenen Schmerzen mehr oder weniger stark lindern, aber keinen Einfluss auf den Verlauf bzw. die Langzeitentwicklung der RA haben. Somit ersetzen diese Medikamente in keinem Fall eine Basistherapie!
Zusatzbehandlungen von rheumatoider Arthritis
Die drei Säulen der Zusatzbehandlung der RA sind Physikalische Therapie, Krankengymnastik und Ergotherapie.
Physikalische Therapie ist eine passive Behandlung, bei der die betroffenen Gelenke nicht bewegt werden. Mit verschiedenen Methoden werden Reize auf Gelenke und Muskulatur ausgeübt.
Zu den verwendeten Methoden gehören:
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Kälteanwendungen (Eispackungen)
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Bäder
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Elektrotherapie
Die Ziele all dieser Behandlungen sind Schmerzstillung, Dämpfung des Entzündungsprozesses, weiters Entspannung und Förderung der Durchblutung. Mehrere physikalische Methoden können miteinander sowie mit Krankengymnastik und Ergotherapie kombiniert werden, um optimale Resultate zu erzielen.
Verlauf einer rheumatoiden Arthritis
Grundsätzlich zeigt jede RA-Erkrankung einen individuellen Verlauf. Es haben sich aber in einer großen Zahl von Krankheitsbeobachtungen einige typische Verlaufsformen herauskristallisiert. In etwa 60 bis 70% aller Fälle kommt es – unbehandelt – zu einem langsamen Fortschreiten der Gelenkszerstörung mit zunehmendem Funktionsverlust der betroffenen Gelenke. Etwa 10% der Patient*innen zeigen eine rasch und aggressiv fortschreitende RA, bei der es zu schnellen und ausgeprägten Gelenkszerstörungen kommt. Weitere 10 bis 20% zeigen eine milde Verlaufsform mit leichten Schüben, langen Intervallen und relativ geringen Beschwerden.
Wie wichtig es ist, möglichst früh mit der gezielten Behandlung zu beginnen, ergibt sich aus der Tatsache, dass die destruktiven Gelenksveränderungen oft in den ersten Jahren am schnellsten voranschreiten; nach drei Jahren sind bei 70% der Patient*innen bereits im Röntgenbild sichtbare Veränderungen aufgetreten.
Es gibt bestimmte Faktoren, die auf die Wahrscheinlichkeit eines ungünstigen Verlaufes hinweisen. In solchen Fällen ist die frühzeitige Anwendung einer intensiv wirksamen Therapie besonders wichtig. Solche ungünstigen Zeichen sind:
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Positiver Rheumafaktor im Blut und/oder Nachweis von CCP-Antikörpern im Blut
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Hohe Entzündungswerte (CRP, Senkung)
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Große Anzahl geschwollener und schmerzhafter Gelenke
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Bereits zu Krankheitsbeginn sichtbare Veränderungen im Röntgenbild
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Lang anhaltende Morgensteifigkeit
Leben mit rheumatoider Arthritis
RA und Schwangerschaft: Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass eine RA-Patientin grundsätzlich schwanger werden darf. Allerdings sollte keine ungeplante Schwangerschaft erfolgen. Basistherapeutika wie Methotrexat müssen nämlich rechtzeitig vor Eintreten einer Schwangerschaft abgesetzt werden, um eine Schädigung des Embryos zu vermeiden.
Andere Rheuma-Medikamente sind grundsätzlich, falls notwendig, auch während der Schwangerschaft erlaubt. Das gilt z.B. für Kortison. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac und andere sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel vermieden werden. Für das erste Drittel – und im Prinzip auch für den Rest – der Schwangerschaft gilt, dass grundsätzlich nur Medikamente genommen werden sollen, die für die Mutter unbedingt erforderlich und von den behandelnden Ärzt*innen verordnet worden sind. Mit weniger Medikamenten auszukommen, wird vielen Frauen mit RA durch die Tatsache erleichtert, dass die Erkrankung während der Schwangerschaft häufig besser wird. Für die Stillperiode gilt Ähnliches wie für die Schwangerschaft.
RA und Sport: Es ist ein Mythos, dass RA-Patient*innen keinen Sport treiben sollen. Wahr ist das genaue Gegenteil: Die Forschung hat gezeigt, dass eine maßvolle, gelenksschonende sportliche Betätigung zu den wichtigsten Maßnahmen im Rahmen des RA-Managements zählt. Mäßige, aber regelmäßige Bewegung reduziert Gelenksschmerzen und -steifigkeit, hilft beim Muskelaufbau, der wiederum die Gelenke stabilisiert, und erhöht Flexibilität und Ausdauer. Darüber hinaus hat Sport weitere positive Wirkungen wie z.B. Gewichtsreduktion. Wichtig ist, Sportarten zu wählen, bei denen es zu keinen starken Stoßbelastungen der Gelenke kommt und bei denen kein erhöhtes Verletzungsrisiko besteht. Sehr gut geeignet sind etwa Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking. Ein gutes Kriterium: Wenn sich nach dem Sport Schmerzen entwickeln, ist Vorsicht geboten.
RA und Reisen: Bei Reiseimpfungen sind Nutzen und Risiko sorgfältig abzuwägen. Sogenannte Lebendimpfungen (z.B. Gelbfieber, Masern) sollten unter Therapie mit Biologika vermieden werden. Eine Reduktion der antirheumatischen Dauermedikation vor der Reise aber ist gefährlich, da sie zu Rheumaschüben während der Reise führen könnte. Ein ausführliches Gespräch mit dem/der Rheumatologen/Rheumatologin und Ihrem Impfzentrum ist empfehlenswert.
Was auf keinen Fall gegeben bzw. gemacht werden soll
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Die Gabe von Kortison ohne gleichzeitigem Beginn mit einer Basistherapie
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Kortison als „Dauertherapie“
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Beginn mit einer Basistherapie ohne Dokumentation von Gelenksschwellungen
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Sofortiger Beginn mit einem Biologikum noch vor Methotrexat
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Bei Versagen auf Methotrexat unmittelbarer Wechsel auf einen JAK-Inhibitor
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Kombination von 2 Biologika
Was kann man als Betroffene/r selbst beitragen?
Rauchen einstellen: ganz wichtig ist, dass Sie im Falle, dass Sie Raucher/Raucherin sind dies unmittelbar komplett einstellen, da Rauchen z.T. für das Auftreten der Erkrankung ursächlich beteiligt sein kann und eine Reihe von potentiellen Komplikationen wie das vermehrte Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen weiter erhöht.
Ein „genaues Hinsehen“ auf Ihre Cholesterinwerte ist bei dieser Erkrankung ebenso von Bedeutung wie eine gute Blutdruckeinstellung und eine Überprüfung Ihres Risikos für das Auftreten von Osteoporose.
Ein „gesunder Lebensstil“ ist da sehr wichtig!
Zum Schluss die gute Nachricht
Die moderne Rheumatherapie ermöglicht in der großen Mehrzahl der Betroffenen eine völlig normale Lebensqualität ohne Schmerzen, ohne Gelenksschwellungen und ohne Gelenkszerstörung. Zusätzlich kann bei Auftreten des Behandlungsziels „Remission“ (= ein völliges oder nahezu völliges Verschwinden aller Symptome und Schwellungen) auch nach einigen Monaten der Behandlung versucht werden die Dosierung der Medikamente langsam zu reduzieren. Dies sollte allerdings nur gemeinsam mit den Betroffenen entschieden werden.